Fanfiction - Schwarz verfärbte Haitang-Blüten

 




Chu Wanning wollte dem einfachen Volk immer helfen, doch es war nicht genug. Er wurde Kaiser, um wirklich etwas verändern zu können, doch auch das reichte ihm nicht…

Die Ursprungsgeschichte “Blackened Haitang” hat Achromos geschrieben. Wenn euch diese Übersetzung gefällt, schaut bitte auch beim eigentlichen Autor vorbei und hinterlasst Kudos :)

Blackened Haitang von Achromos

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Die Einsamkeit und die Kälte waren ihm nicht neu. Chu Wanning war es gewohnt, auf sich selbst gestellt zu leben, abgesondert all den anderen, als wäre er ein Verstoßener. Als könnte er niemals dazu gehören.

Er war daran gewöhnt, das einfach zu übergehen - es einfach ab zu tun, als wäre es nichts. Er brauchte niemanden, also warum sollte er traurig sein, wenn er nun alleine war? Es war okay. Er fühlte sich okay. Er musste sich eben einfach mit dem zufrieden geben, was er hatte. Und er hatte viele Dinge, von denen andere nur träumen konnten. Eine unglaublich mächtige Kultivierung, Zeit und Muße, das zu tun, was immer er auch gerade wollte, die Freiheit seine Ziele und Wünsche verfolgen zu können.

Doch mit der Zeit wurde er ruhelos. Er wurde unzufrieden mit dem, wie die Dinge standen. Er hatte den kleinen Leuten, dem einfachen Volk, mit seinen Erfindungen und Maschinen helfen wollen. Er hatte sie beschützen wollen, zur Not auch ganz alleine, wenn er nun musste, ja, er wäre sogar bereit gewesen, sich selbst für das Wohlergehen dieser Menschen zu opfern. Aber es war nicht genug. Es würde niemals genug sein.

Er beschloss, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen. Als erster Kaiser in der Welt der Kultivierung ergriff er die Macht und Chu Wanning hatte nun endlich die Mittel, um wirklich etwas erreichen zu können, wirklich etwas verändern zu können, und nichts und niemand konnte ihn noch aufhalten.

Und wenn er sich jetzt noch einsam fühlte… nun ja. Er musste sich nicht mehr selbst davon zu überzeugen suchen, dass die Einsamkeit schon in Ordnung war. Er konnte nach jedem verlangen, den er gerne sehen wollte, damit er ihn unterhalten konnte.

„Spiel mit mir“, sagte er kalt, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als seine Maschinen Mo Ran zu ihm brachten, ebenso wie ein Weiqi-Schachbrett.

„Sh-… Shizun?“

Er wandte den Kopf, gerade genug um sehen zu können, wie sein ehemaliger Schüler zu einem ineinander gefallenen Haufen zu seinen Füßen zusammen sackte. Auf Mo Rans Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck – es war nicht wirklich Furcht, es war nicht wirklich Ehrfurcht. Es war schwer zu sagen, vor allem nun, da seine Haut so viel an Farbe eingebüßt hatte, in all der Zeit, die er eingesperrt in Chu Wannings Kaiserpalast hatte verbringen müssen. Er war auch dünner geworden. Auch wenn er gewachsen war und sich von einem Jugendlichen in einen großen, breitschultrigen Mann gewandelt hatte, so hatte er doch auch das Meiste seines Körpergewichtes verloren.

Chu Wanning schnalzte mit der Zunge.

„Du wirst mich richtig ansprechen.“

Ein weiterer Schatten huschte über Mo Rans Gesicht – nicht wirklich Wut, nicht wirklich Trauer. Als die Maschinen auf seine Schultern drückten und ihn zwangen, sie vornüber zu beugen, keuchte er: „Eure Majestät.“

Chu Wanning wartete, da er mit irgendeiner Art an Genugtuung rechnete. Sie kam nicht. Selbst seinen ehemaligen Schüler zu seinen Füßen zu wissen, nun endlich still und gehorsam, war nicht genug. Noch immer war da dieses leere Loch in ihm, dass sich wie ein Parasit an seinem Innersten labte.

„Spiel mit mir“, sagt er noch einmal und deutete auf das Weiqi-Schachbrett.

Mo Ran starrte zuerst auf das Brett, dann auf die Steine und dann auf Chu Wanning.

„Shi -… Möchte Eure Majestät mir damit etwas sagen?“

Irritiert setzte sich Chu Wanning hin und schob die Schale mit schwarzen Spielsteinen grob Mo Ran zu.

„Spiel. Und versuche zu mich zu schlagen.“

Mo Ran nahm vorsichtig einen der schwarzen Spielsteine und beäugte ihn misstrauisch, als würde er vermuten, dass es sich dabei um eine Falle handelte. Als er sich dann doch nur als ein schön verzierter, normaler, schwarz polierter Stein entpuppte, setzte er ihn vorsichtig auf das Brett.

Chu Wanning machte den nächsten Zug. Dann Mo Ran. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Das einzige Geräusch im Raum war das leichte, kalte Klicken von Stein an Stein und von Stein auf Holz.

Der letzte Stein war ein weißer. Mo Ran gab ein verdruckstes, schnaubendes Lachen von sich, ein Geräusch, der beinah wie ein Stück einer gestohlenen Vergangenheit klang.

„Ha… Shizun hat gewonnen.“

Die ersten zarten Ranken der Zufriedenheit, die ihm sein Sieg geschenkt hatten, verwelkten augenblicklich bei diesen Worten. Er sprang auf die Füße, ragte über Mo Ran auf, der nur ruhig zu ihm auf blinzelte.

„Du wirst mich richtig ansprechen.“

„Ja, Eure Majestät“, murmelt Mo Ran und sah wieder auf das Weiqi-Spielbrett. „Meinen Glückwunsch zu Eurem Sieg.“

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